Ungekürzter Text für Starship 18, Winter 2019, 20 Years Issue, Berlin, 2019 Lisa Holzer

Und ich hab schon wieder Hunger für Starship


Und ich hab schon wieder Hunger* ist der letzte Satz in Paul Thomas Andersons Film Phantom Thread in der deutschen Version und der Titel einer Ausstellung, die soeben in der Galerie im Turm in Berlin geschlossen hat. Ihre Verlängerung zieht sich nun hier wie ein zäher Kaugummi in den November (November (das war letzten November)), der gerade ganz gelassen als milder Oktober begonnen hat - es ist zu warm. Wird hier dünner, porös?, aber nochmal haptisch, nachdem sie sonst nur mehr untot online weiterlebt neben allen/allem anderen und so uns allen in naturgemäß ungenügenden Ausstellungsansichts-Jpeg's für immer zugänglich bleibt. Das ist die/eine Tür oder Verbindung/Anbindung. Der Zugang. Auch wenn man das vielleicht manchmal lieber nicht wollte. Beziehungen zu anderen verwundern mich immer noch. Kontext. Und wer kommt. I do care. Und ich bin verfahren passiv. Das hilft nicht. Hallo alle.

Andere, aber ähnliche Fotos auf (scheinbar) zu dünnem Papier. Reproduziert ohne Rahmen und klebrig süßen Vanilleeisfingertapsern und/oder Ruß aussen am Glas der Rahmen, das mögliche KäuferInnen selbst wegputzen werden müssen. Liest man das nachträglich als mütterliche Geste? Oder der Schmutz sowie seine mögliche zukünftige Entfernung setzen der Indirektheit der Fotografie was direktes entgegen. Irgendwann im Laufe der Ausstellung waren dann Finger-Smileys im Ruß auf dem Erdbeereis-Penis-Bild, die da nicht hingehören oder nur vielleicht (deine Finger sind jetzt schmutzig). Schräg von der Seite sieht der Ruß toll aus. Ein ganz besonderes, ein tiefes schwarz, das man online nicht sieht und man spiegelt sich auch nicht in ihnen online. Unlängst dachte ich, dass die niedrige Kinder-Hängung vielleicht zu freundlich oder niedlich war. Die sich aus ihrer Torso-plus-Aura-Größe ergebende natürliche Autorität der Bilder schien dadurch geschwächt. Das ist aber für eine Verlängerung der Ausstellung in diesem Heft unerheblich. Und es ist ok sie als niedlich oder freundlich oder zu cheesy zu lesen. Sie sollten komisch sein oder auch komisch sein. Hast du auch 'n Eis gekriegt?

Und ich hab schon wieder Hunger ist auch der Titel einer durchaus liebevollen mütterlichen performativen Geste zur Eröffnung und zum Schluss, im Zuge der Ausstellung, die auch eine Verspätung, eine Zeitschleife beschreibt. Verkleinerungen. Ich habe mit meinen warmen Händen kleine, niedliche, und immer weichere Vanille- und Erdbeereis-Penisse mit Eiern geformt, die aus den Bildern, sie reproduziert zum Vergnügen. Viele. Vielleicht versonnener, ein bissl langsamer nächstes Mal?

Andere scheinen jetzt durch, gespiegelt, und/oder kommen, bewegen?, ragen vor bzw. durch die Seite. Vanille oder Erdbeer? Oder was man visually mit einer Einladung zu einem Magazinbeitrag machen kann. Nicht Pistazie. Eine Addition simuliert ein weniger/dünner. Man fühlt nicht, was man sieht. Ich lehn sie an. Verteil sie. Auch um die Aufmerksamkeit auf das Ähnliche zu ändern. Wie stellt man Beziehung/en her? Was kann man sich aussuchen? Was möchte/wollte man sehen? Was will man zurück? Was hebt sich auf? Walnuss/Melone/Tutti Frutti/Matcha? Das läuft auseinander. Davon gibt's keine Familienpackungen, auch nicht von Ja!. Vorsicht, das tropft. Und später? Die Luft wird dünner. Starship(!) wird 20. HAPPY BIRTHDAY!! Kein Matcha? Nein, das is grün. Erdbeere und Vanille. Ich wollte sie nämlich gewöhnlicher, unverfänglich die Eiskrem-Penisse, einfach. Die Bilder gehören aber live angeschaut (selbst wenn sie so auch gut aussehen oder fast. Wir sind fast glücklich oder sollten es sein.). Wars gut? Später habt ihr Kunst geschissen. Ich mag studio visits, btw., come by! Mein Mund ist eiskremverschmiert.

Mehr dazu hier Und ich hab schon wieder Hunger / You make me very hungry

und hier Das Vergnügen in der Figur der Mutter / The fun in the figure of the mother

Was machen wir mit Information?

Und ein Bild von der Pizza am Vampirspielplatz (für Robert Müller, siehe Postertext) und herabgesetzten Buddhas bei Woolworth und auf der Kantstrasse (wegen dem Milchreis, siehe Pressetext), und Aesop wieder für alle (nach dem Baustellenende) in der Fasanenstrasse, in diesem zu goldenen Herbst in Berlin. Grad fallen die Blätter rauf (im Wind). Offen aber auch ein bißchen redundant, süßes Bauchweh. Und jemand pinkelt in einem hohen, warmen Strahl gelb-glitzernd gegen den Baum. Sunny

Yesterday my life was filled with rain..


* kuratiert von Sylvia Sadzinski.